Mittwoch, 6. Mai 2020

VÖGEL

Ich habe all diese Vögel noch nie vorher gehört. Waren sie schon hier, in den Bäumen, im Garten, im dem nahen Wald am Ende des Kieswegs, nur stumm und beobachtend? Oder sind sie durch den jetzt offenen Luft-Raum hierher gesegelt, beseelt von so viel neuer Freiheit? In solcher Art singen sie jedenfalls, beseelt und frei. Tonfolgen wie Karnickelsprünge.

So bin auch ich in dieser Nacht freudiger als in den letzten Tagen. Das Leben wird wieder mit voller Wucht wahr und umschließt uns ganz. Ein wilder Garten, der uns irgendwann einmal blind vertraut gewesen ist. Wir liegen hier in unseren Betten, mit offenen Ohren erst, dann mit offenen Augen weil doch die Stimmen zu riesenhaften, vollfarbigen, allfarbigen Geschöpfen vor den lichtlosen Wänden werden und durch das Zimmer schweben, fliegen, gleiten, fallen. Und wieder löst sich die Welt auf, im Dunkel dieser Nacht in eine neue, alte Melodie, die uns Flügel wachsen, und fliegen wollen lässt. 

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I've never heard all these birds before. Were they already here, in the trees, in the garden, in the nearby forest at the end of the gravel path, just mute and watching? Or have they been gliding over here through the now wide open space, inspired by so much new freedom? At least that's the way they sing, inspired and free. Sound sequences like jumping rabbits.

I too am more joyful tonight than in the last days. Life comes true again with full force and surrounds us completely. A wild garden where at one point we found ourselves at home. Here we lie in our beds, with open ears first, then with eyes open, too, because those voices become gigantic, full-coloured, all-coloured creatures in front of the lightless walls and float, fly, glide, fall althrough the room. And again the world dissolves, in the darkness of this night, into a new, old melody, which makes us grow wings and want to fly.

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